Martina Theimer mit weiteren Mitgliedern des Workshops

Theaterworkshop - Was können Dolmetscher:innen vom Schauspiel lernen?

Dieser Frage ist unser d-interp-Mitglied Martina Theimer auf den Grund gegangen.


Was können Dolmetscher:innen vom Schauspiel lernen?

Dieser Frage ist unser d-interp-Mitglied Martina Theimer auf den Grund gegangen.

Was können Dolmetscher:innen vom Schauspiel lernen? So der Titel des Workshops im Vorfeld zur Mitgliederversammlung unseres Berufsverbands VKD am letzten Wochenende. Nachdem mich die Schauspielerei schon von Kindesbeinen an faszinierte, war ich bestimmt die Erste, die sich angemeldet hat. Am letzten Freitag war es dann soweit und ich betrat mit großer Vorfreude und auch ein wenig Herzklopfen den Tagungsraum.

„Der Raum hier ist für uns heute eine große Spielwiese und es gibt kein Richtig oder Falsch!“ So die Begrüßung von Angela Merl, der sehr natürlichen und sympathischen Schauspielpädagogin aus Bonn, die den Workshop leitete. Und diese Ansage war schon mal sehr beruhigend, da wir Teilnehmerinnen zu Beginn doch merklich aufgeregt waren, was uns da wohl erwartete.

Da wir insgesamt nur zu sechst waren und uns untereinander auch nicht kannten, konnten wir gleich mit einer sehr unkonventionellen Vorstellungsrunde beginnen. In Zweiergrüppchen sollten wir uns 5 Minuten lang gegenseitig interviewen und kennenlernen, um hinterher der Gruppe die Interview-Partnerin vorzustellen. Aufgabe war es, in die Vorstellung 3 Lügen einzubauen, die es von den Zuhörern zu entlarven galt. Um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hatte die vorgestellte Person die jeweilige Präsentation dann im Anschluss noch zu dolmetschen, inklusive Lügen und natürlich ohne sich die teils hanebüchenen Flunkereien über die eigene Person anmerken zu lassen. Nachdem meine Vorstellung fast ausschließlich aus Lügen bestand, was der Tatsache geschuldet war, dass uns die Zeit davon gerannt war und wir im Wesentlichen nur über meine Partnerin gesprochen hatten, fiel es mir in der Tat schwer, ernst zu bleiben. Diese heitere Vorstellungsrunde hat schnell das Eis gebrochen und wir konnten voll einsteigen in die Themen Stimme, Wahrnehmung und Bühnenpräsenz.

Wir haben viele verschiedene Übungen gemacht, die sich zum Teil wie Spiele anfühlten, zum Teil aber auch echte Aufgaben waren. Wie kann ich einen Raum beanspruchen und die Bühne zu meinem Wohnzimmer machen? Wie genieße ich einen tosenden Applaus, ohne zu reagieren, ohne Flucht-Reflexe? Wie spüre ich, ob sich mir eine Person im Raum nähert?

All das haben wir ausprobiert und erlebt. Wir haben gelernt, sicher zu stehen, uns in aufregenden Situationen mental an unseren Lieblingsort zu beamen und „aus uns herauszugehen“. Hier könnte man annehmen, man müsse sich zu diesem Zweck besonders laut oder fordernd in den Mittelpunkt stellen, doch ganz im Gegenteil, es geht darum, die eigene Person mit all ihren vermeintlichen Unsicherheiten hinter sich zu lassen, zu vergessen, um sich voll und ganz auf den Moment, die Aufgabe oder das Gegenüber zu fokussieren, auch wenn gerade die Augen des Publikums auf einem ruhen. Eine Sache, die Dolmetscher:innen, die meistens gut versteckt in der Kabine sitzen, durchaus üben könnten, bevor es mal wieder zum nächsten Konsekutiveinsatz auf die Bühne geht.

Mir hat der Workshop richtig gut gefallen und ich hätte Lust, die Ansätze, die wir in der kurzen Zeit nur anreißen konnten, weiter zu vertiefen. Mal sehen, vielleicht melde ich mich doch noch zum Schauspielunterricht an!


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