Ausschnitt aus Poster zur Konferenz Hilfe beim letzten Geleit

Tatortreiniger jenseits des Klamauks

d-interp dolmetscht Runden Tisch über das Sterben


Tatortreiniger jenseits des Klamauks

d-interp dolmetscht Runden Tisch über das Sterben

Niemand spricht gerne über den Tod. Und doch ist er unausweichlich und ein Teil des Lebens. Wie sich das Sterben in der Gesellschaft verändert hat, damit beschäftigte sich die Veranstaltung „Hilfe beim letzten Geleit: Fürsorge für ungewünschte Tote“ des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung (MPIB), die wir im April verdolmetschen durften. Konkret ging es bei dieser Auftakt-Diskussion zu der mehrtägigen Forschungskonferenz „Dying alone and its Afterlives in Contact-less Sociality“ um die „unclaimed dead“: Diese Verstorbenen haben vielleicht keine Angehörigen mehr oder aber diese können oder wollen sich nicht um ein Begräbnis kümmern. Es stellt sich die Frage, wie man diesen Menschen im Sinne von Artikel 1 des Grundgesetzes – Die Würde des Menschen ist unantastbar – dennoch eine würdige Beisetzung ermöglichen kann.

Und noch einmal: Niemand spricht gerne über den Tod. Den wenigsten von uns ist es eine Gewohnheit. Und - notwendigerweise - wird es dabei emotional. Alles zusätzliche Herausforderungen für die Dolmetscherinnen, deren Ziel und Aufgabe eigentlich die korrekte, vollständige und sprachlich angemessene Übertragung des Gesagten ist. Bei Geschichten über Menschen, die allein zu Hause versterben, teilweise über Wochen hinweg unbemerkt, bleibt einem schon einmal das Wort im Halse stecken. Und wer denkt dabei nicht auch an seine eigene Familie oder das eigene Ableben... Trotz des ein oder anderen Kloßes im Hals, zeigte sich das Publikum am Ende der Veranstaltung zufrieden mit der Verdolmetschung. Selbst der ständige Wechsel zwischen den Sprachen der Podiumsgäste aus Großbritannien, den Niederlanden, den USA und Deutschland tat der sehr spontanen und emotionalen Diskussion keinen Abbruch.

Außerdem war es bei aller Traurigkeit des Themas auch überaus tröstlich zu erfahren, welche Initiativen, etwa Künstler:innen und Dichter:innen wie die von „Eenzame Uitvaart“, und auch staatliche Stellen sich um die anonymen Toten kümmern und ihnen ein würdiges Begräbnis ermöglichen, etwa im Rahmen interreligiöser Zeremonien oder durch das Recherchieren und Veröffentlichen ihrer ganz persönlichen Lebensgeschichten.

Bildquelle (Ausschnitt): MPIB Berlin / Illustration Line Mörath


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