Werden Sie als Dolmetscher dann eigentlich von der Künstlichen Intelligenz ersetzt?
Kaum eine Kaffeepause vergeht für uns Dolmetscher:innen, ohne dass jemand diese Frage stellt.
Vielleicht haben auch Sie als Veranstalter schon einmal darüber nachgedacht. Tatsache ist, dass sich inzwischen sehr viele Menschen in sehr vielen Berufen diese Frage gefallen müssen. Produkte wie ChatGPT, Google Gemini, Jasper, Microsoft Copilot oder nun auch Deepseek können Texte zusammenfassen, Protokolle erstellen, Fragen beantworten, Reisen planen, Witze erzählen und Vieles mehr. Aber eines können sie nicht: Denken.
Aber genau Denken ist eine zentrale Tätigkeit beim Dolmetschen (und nicht nur dort). Wir sind keine Papageien, die eine Rede oder einen Vortrag einfach „nachsprechen“. Das funktioniert zum Einen nicht, weil Sprachen und Arten zu sprechen einfach zu unterschiedlich sind. Aber vor allem ist Sprechen nie perfekt. Redner:innen beenden Sätze nicht, deuten Dinge nur an, sind ironisch, wiederholen sich, unterbrechen einander, sprechen eine Sprache vielleicht nur fehlerhaft oder haben einen starken Akzent. All diese Dinge bringen eine KI zu Fall.
Hat man also vor, eine KI für Dolmetschen zu verwenden, sollte man sich dem Thema mit System nähern. Hier kann ein neues Tool helfen, das die wissenschaftliche Arbeitsgruppe des internationalen Konferenzdolmetscherverbandes AIIC entwickelt hat: der „Decision Tree“. Anhand spezifischer Abfragen wird man Schritt für Schritt durch den Entscheidungsprozess geleitet. Ist die Veranstaltung z. B. stark geskriptet? Spricht nur eine Person nach der anderen? Das könnte die KI schaffen. Werden viele Sprachen gesprochen, auch von Nicht-Muttersprachlern, ist mit Improvisation, Emotion und Humor zu rechnen, wird es schon schwieriger.
Wenn es Ihnen zu trocken oder zu kleingedruckt ist, sich durch den Baum zu lesen, sprechen Sie uns einfach an. Wir beraten Sie gerne!